Manhattan im Spätsommer

Manhattan im Spätsommer

Manhattan, September – eine Woche bei traumhaftem Wetter – zwischen der deutschen Steuben- und der mexikanischen Parade. Für ein intensives Kulturprogramm – und überhaupt – sollte man länger bleiben in New York City: Bei den Entfernungen und Öffnungszeiten – die Stadt schläft nämlich doch – sind die vielen Örtlichkeiten sonst nicht zu schaffen, zumal wenn man zu Fuß unterwegs ist. An einem Markttag geriet ich in der Gegend des Union Square an ein üppiges Angebot landwirtschaftlicher Produkte. Ich wollte noch einmal dort vorbeigehen – man sollte lieber gleich etwas mitnehmen.

 

Imbiss auf Amerikanisch

Mein Hotel lag beim Madison Square Garden. Überlandbusse starten dort, und, an der Penn Station, die Züge von Amtrak: Meine nächste USA-Reise wird wohl über den Kontinent führen … ungefähr drei Tage bis Chicago. Der Times Square ist sozusagen um die Ecke. Junge Breakdancer, noch Anfänger, werben gekonnt und offen um zahlende Zuschauer. Das anstrengende Leben der Karrenverkäufer ist nicht zu übersehen. Ein Bronzedenkmal, mitten auf dem Gehweg, in Gestalt eines Schneiders an der (‘Singer’-?)Nähmaschine stellt die Entstehung des Garment Districts dar. In die Pflasterung eingelassene “Sterne” sind Haute Couture-Designern gewidmet. Nahe dem Hotel fand ich einen der abwechslungsreichen Deli mit köstlichen Variationen von Gemüsen und Fleisch. Die Mahlzeiten werden nach Gewicht bezahlt – sehr praktisch. Restaurantbesuche plant man besser vorher. Das Trinkgeld ist einfach zu handhaben; ohnehin gibt es nur kleine Dollarscheine.

 

“Eintauchen” in den Menschenstrom in Manhattan

 

in den Straßen Manhattan’s

Das halbe Guggenheim war für Ausstellungsumbauten geschlossen, was niemanden störte, und hier an der Seventh Avenue ließ sich prächtig bei Sack’s, Tiffany’s und im Trump Tower (Starbuck’s) eintauchen. Das einzige Straßencafé befindet sich in dem tiefen Areal am Rockefeller Center, das sich im Winter in die berühmte Eisfläche verwandelt – seine Bäume waren schon ahnungsvoll von künstlichem “Reif” umhüllt. Und am Pier, in der Mittagshitze, unter einem Sonnenschirm die Abfahrt des Bootes erwarten, das, weit um die Südspitze Manhattans herum, in den East River bis auf Höhe des Stuyvesant-Viertels fahren wird. Spatzen, Reisende und das gegenüberliegende Ufer des Hudson River, auf dem ein froschgrünes Schnellboot schwungvoll Eigenwerbung betreibt. Vom Sightseeing-Boot aus die Skylines von New Jersey und Manhattan mit dem noch in Bau befindlichen “Freedom Tower”. Fabelhaft leuchtende Blautöne – Diamanten bei Tag – Sterne nachts.

 

Kutschfahrt im Central Park

Die Pferdekutschen am Central Park sind richtig teuer. Vermutlich sollte man sie dennoch, wenigstens für eine halbe Stunde, nehmen. Je näher ich dem Park kam, desto häufiger wurden Fahrrad und Rikscha angeboten. Ich habe versucht, den Park mal eben an einem Samstagvormittag zu Fuß zu queren, aber was in Manhattans Einbahnstraßen für gleichmäßigen Autoverkehr sorgt, erfordert im Park Umwege für die vielen Läufer – die Genügsamkeit der Hunde hier ist bewundernswert. Gegen die kolossalen Wolkenkratzer aus hellem Stein mit vielen kleinen Fenstern rings um den Park scheinen die schmalen gläsernen und stählernen Gebäude weiter südlich Leichtgewichte zu sein.

 

Reihenhäuser in Manhattan

Entlang familiärer Reihenhäuser, die sich an kleine Straßen in Chelsea kuscheln und bis zum nächsten, gemütlichen Café führen, kam ich ins plötzlich aufragende Downtown – in Straßen, die der Hurricane Sandy im November überspülte – und fuhr mit dem Sightseeing-Doppeldeckerbus, dem letzten des Tages, vom Battery Park über Wallstreet und Chinatown gemächlich zum Hotel zurück – ein wärmendes Kopftuch war angenehm. Lob für die Voucher (Reisegutscheine), die einem jede Menge Organisation ersparen! Am Times Square schloss ich eine Abendtour nach Brooklyn an – sehr beliebt bei Touristen, entsprechend lang gefältelt die Schlange am Bordstein. Aber, wie alles auf dieser Reise, war der Ablauf engagiert und, mit professioneller Gelassenheit, zügig geregelt. Die kurze Fahrt über den East River – bezaubernd!

 

Metropolitan Museum of Art

Das Hübscheste am Central Park sind, finde ich, die Sitzbänke zwischen dem Metropolitan Museum und dem nächsten Parkeingang südlich. Privat gestiftet, sind sie mit liebenswerten, persönlichen Bemerkungen plakettiert und laden humorvoll ein, sie zu benutzen. Ist auch sinnvoll, bevor man sich den uferlosen Reichtümern des Museums – seinen erstklassigen Sammlungen zur Kulturgeschichte der Ostküste und Europas – überlässt. Zu den Cloisters im Norden war ich länger als eine Stunde mit dem Linienbus unterwegs – der Besuch des romantisch schönen Museums fiel daher etwas kürzer aus als vorgesehen.

 

Am Abreisetag machten sich Ausläufer eines Hurricanes bemerkbar, die Luft war schwül, Wolken wirbelten um die Hochhäuser. Das Wetter ließ die auch unbarmherzige Dimension des Landes ahnen, das für den Einzelnen eigentlich zu groß ist.

 

H. W. in Niedersachsen

 

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