Auf historischer Strecke: Die Route 66 in Arizona
Die Route 66 ist ohne jeden Zweifel ein Stück amerikanischer Geschichte. Sie führt über die legendäre „Mother Road“ der Vereinigten Staaten, und die kleinen Dörfer und großen Städten am Wegesrand schmücken sich mit großer Begeisterung und einem erstaunlichen Ideenreichtum seit Generationen mit der „Sixtysix“. In einem besonderen Maße gilt das für den Bundesstaat Arizona, denn die Vielfalt der Landschaftsformen macht jede Meile der Route 66 in diesem Abschnitt zu einem bleibenden Erlebnis. Die „66“ verstehen die meisten Amerikaner als eine Art Schicksalsweg ihrer Historie und sie ist gleichzeitig ein Traum für jeden, der mit oder ohne Motorrad die Reise durch Nationalparks und ausgedörrte Wüsten absolviert. Für viele hält Arizona mit seinen 388 Meilen (über 600 km) die schönsten und erlebnisreichsten Etappen dieser historischen Straße bereit.
Eine Hymne für den kultigen Highway
„Get your kicks on 66“. Der US-Jazzer Robert William Troup ließ sich auf einer langen Fahrt über die Straße aller Straßen von der Anmut dieser Landschaft und von der Lebenslust ihren Bewohner zu einer außergewöhnlichen Hymne inspirieren. Für ihn war die schnurgerade Straße durch Arizona sein ganz persönlicher Inbegriff von Freiheit.
Das Land der Indianer
An der Route 66 in Arizonas Osten trifft man sogleich auf Häuptling Yellow Horse. Er hat sich hier in einer Felsbehausung eingerichtet, begrüßt Gäste und verkauft indianischen Schmuck. Folgt man der Route 66 weiter, durchquert man den Petrified Forest National Park. Dieser ist geologisch interessant, weil in dem Gebiet zahlreiche versteinerte Holzstämme zu finden sind, die durch Verkieselung Jahrtausende lang erhalten blieben.
Der Ort Holbrook verbindet die Geschichte und Geologie der Umgebung miteinander. Der Rock Shop verkauft versteinertes Holz zwischen skurrilen Dinosaurier Repliken und das Wigwam Motel ermöglicht Übernachtungen in einem Indianerdorf. Zugegeben hat es nicht viel von einem echten indianischen Dorf, denn die Wigwam Nachbauten sind mit Badezimmer, Heizung und Klimaanlage ausgestattet. Aber dennoch kann man hier einen spannenden Tag in einer einmaligen Wild-West-Kulisse verbringen.
„Take it easy“
Wer durch Winslow fährt, sollte laut das Lied „Take it easy“ von den Eagles aufdrehen und Ausschau nach dem Mädchen im Ford halten, von der in dem Lied gesungen wird. Der 10.000 Einwohner Ort wurde durch den Song bekannt und man widmete dem Lied daraufhin eine Statue, die an der Ecke 2nd Street und Kinsley Avenue aufgestellt wurde.
Etwas außerhalb von Winslow auf dem Weg nach Flagstaff fährt man vorbei an einem Meteorkrater, besser bekannt als Barringer Krater. Er hat einen Umfang von 3,8 km und ist fast 170 m Tiefe. Es empfiehlt sich einen Spaziergang zu unternehmen oder das Visitor Center zu besuchen, das viele interaktive Displays und Exponate enthält. Kurz vor Flagstaff durchfährt man den Walnut Canyon, in dem vor 1.000 Jahren das Anasazi Volk Behausungen in die Felsen baute.
Auch die Stadt Flagstaff liegt auf der Route 66 und lohnt einen Besuch. Besonders interessant ist das Lowell Observatorium, die einen Blick in Arizonas Sternenhimmel ermöglicht.
Kuriositäten und Root Beer
Kingman, an der Peripherie der Mojave-Wüste, verdankt seinen Namen Lewis Kingman, dem Konstrukteur der Eisenbahnlinie, weil der sich für einen Bahnhof im Hualapai Valley stark machte. Vielleicht auch deshalb, weil in den dortigen Bergen Gold und Silber geschürft wurde. Wer die Geschichte des kultigen Highways verstehen will, der sollte sich im Hackberry Store umschauen. Dies ist ein Museum der ungewöhnlichen Art mit einer Fülle von Kuriositäten und Antiquitäten. Es entstand auf dem Territorium einer früheren Silbermine am Rande der Peacock Mountains. Wer dort vorbei fährt, weil er das Museum mit einer Tankstelle verwechselt, verpasst ein Kleinod der Route 66.
Rasten ist für die Fahrer auf der Route 66 nicht gleich rosten. Und es gibt an dieser Straße so manches Restaurant, das ganz einfach zu einem Stopp einlädt, weil hier die Geschichte der Route mit Speis‘ und Trank gelebt wird. So bei Mr. D’z Dinner in Kingman. Manche nennen dieses Restaurant altmodisch, andere erfreuen sich an der Atmosphäre und am hausgemachten Wurzelbier.
Hotel in der Tiefe einer Höhle
Bei Seligman tauscht so mancher sein Fahrzeug mit einem Fahrstuhl. Denn um die Grand Canyon Caverns zu besichtigen, geht es 64 Meter in die Tiefe einer Höhle. Das Besondere daran: Es ist hier ungewöhnlich trocken, und als schauriger Beweis dient dort der Kadaver eines Tieres, das vor rund hundertfünfzig Jahren in eine Felsspalte stürzte und seither nicht komplett verweste. Wer einen sehr ungewöhnlichen Ort einer Übernachtung sucht, der kann sich in dieser Höhle bei einer Covern-Suite einmieten.
Wilde Esel in einer wilden Region
Der Traum vom Gold ist längst verweht, doch in Oatman ist die Geschichte jener Männer, die dort ihr Glück suchten und wohl auch fanden, noch immer lebendig. Heiß ist es hier, doch das scheint den berühmten Eseln von Oatman nichts auszumachen. Sie gehören quasi zum Ortsbild. Man darf sie streicheln, doch keinesfalls darf man sie füttern. Und warum sie hier sind, wissen die Einwohner ganz genau. Die Vierbeiner sind Relikte jener Zeit, als Esel das wichtigste und wohl auch einzige Transportmittel der Goldgräber waren. Und sie sind deren Nachfahren. Mehr als fünftausend freilebende Esel soll es in und um Oatman geben.
Catfish und eine Parade alter Autos
Brücken über Gewässer haben auf der Route 66 eher Seltenheitswert. Doch es gibt sie. Zum Beispiel in Topock, wo eine solche den Colorado River überquert. Die historische Anlage spielte im Film „Easy Rider“ eine gewisse Rolle. Urlauber zieht es in diesen Ort unter anderem wegen des riesigen Vogelschutzgebiets Topock Marsh im Delta des Colorado. Und der nahe Goose Lake zieht Angler magisch an – nicht zuletzt wegen der Hoffnung, dort den seltenen Catfish Paradise anzutreffen.
Dass die Route 66 eng verbunden ist mit der amerikanischen Geschichte des Automobils, zeigt sich alljährlich im Mai bei der The Historic Route 66 Fun Run® Autoparade. Im Jahr 2018 führt die Rallye der in die Jahre gekommenen Kraftfahrzeuge einmal mehr von Seligman nach Topock. Es ist ein Gaudi auf einer historischen Strecke.
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