Indian Summer

Indian Summer

Neuengland im Herbst

 

21. September 2010

Mit unseren vollgepackten Rucksäcken standen wir in Frankfurt auf dem Flughafen. Wir hatten einen Lufthansa-Direktflug nach Boston, Massachusetts gebucht. Einmal den Indian Summer sehen und erleben – dieser Traum wurde endlich wahr.

Einchecken, endlose, penible Sicherheitskontrollen und dann durften wir an Bord gehen. Acht ziemlich ereignislose Flugstunden, immer der Sonne entgegen, sodass wir am frühen Nachmittag Ortszeit in Boston landeten. Wiederum endlose Kontrollen, Gepäck abholen, Taxi ergattern und erst einmal ins Hotel. Noch war es nicht so spät, der Jetlag hatte noch nicht zugeschlagen, und wir beschlossen, den Nachmittag gleich noch mit einem Erkundungstrip durch Boston zu verbringen.

 

Hancock Building und Trinity Church

Hancock Building und Trinity Church

Nachdem wir uns ein bisschen frisch gemacht hatten, war unser erstes Ziel die Trinity Church. Diese Kirche von Henry Hobson Richardson weist einen schon sehr eigenwilligen Baustil auf: schwere Steine, schwere Bögen und ein massiver Turm. Ganz in der Nähe ist der Hancock Tower, mit seinen 62 Stockwerken das höchste Gebäude in New England. Im 60. Stock gibt es das Hancock Observatory, eine Aussichtsplattform, und wir hätten den grandiosen Panoramablick über die Stadt gerne genossen, aber seit den Attentaten vom 11. September ist die Plattform gesperrt. Uns blieb also nur der trotzdem unvergessliche Eindruck von schier endlos aufragenden Glasverkleidungen, in denen sich die späte Nachmittagssonne spiegelte. Ein zielloser Spaziergang durch die Stadt brachte uns etwas später zum China Pearl Restaurant – Zeit zum Abendessen. Wir mussten zwar eine halbe Ewigkeit warten, aber das hervorragende Essen und die riesigen Portionen entschädigten uns. Bis wir wieder am Hotel waren, war es doch ganz schön spät geworden, und wir fielen todmüde ins Bett.

 

22. September 2010

State House

State House

Ausschlafen war nicht, wir hatten uns viel vorgenommen. Heute stand der Freedom Trail auf dem Programm, eine etwa 5 Kilometer lange Route, die durch das historische Boston führt. Wir starteten am Boston Common, einer weitläufigen Parkanlage, die schon im 17. Jahrhundert angelegt worden war. Ursprünglich diente sie als öffentliches Weideland und Militärübungsgelände und hier fanden auch öffentliche Hinrichtungen statt. Weiter ging es am State House, dem heutigen Regierungssitz, vorbei und dann zum Old State House, dem – wie man erahnen kann – früheren Regierungssitz. Dieses fast dreihundert Jahre alte Gebäude im georgianischen Stil zwischen all den Hochhäusern und Wolkenkratzern bot einen fast skurrilen Anblick. Heute enthält das Old State House eine interessante, stadtgeschichtliche Sammlung.

 

Straßencafés - Newbury Street

Straßencafés - Newbury Street

Weitere Stationen waren unter anderem die Old North Church und der Charlestown Navy Yard, in dem heute Museumsschiffe, wie z.B. die USS Constitution aus dem Jahr 1797 zu sehen sind. Unser historischer Rundgang endete am Monument Square mit Bunker Hill Monument. Nach fünf Kilometern über Asphalt taten uns inzwischen ganz schön die Füße weh und wir verbrachten erst einmal eine gemütliche Mittagspause in einem der zahlreichen Straßencafes. Für den Nachmittag blieb uns ein Ausflug zum Boston Tea Party Ship und ein Spaziergang durch den wunderschönen Public Garden, ein öffentlicher Park im Herzen Bostons.

 

23. September 2010

Marblehead, Crocker Park

Marblehead, Crocker Park

Schon frühmorgens holten wir unseren Mietwagen ab und dann: Boston good-bye. Wir hatten uns für einen Wagen mit Allradantrieb entschieden, immerhin lagen gute 1000 Meilen vor uns. Unsere Reiseroute sollte uns von Boston nach Portland bringen, und dann bis nach Washington. Die 170 Kilometer bis nach Portland wären in drei Stunden locker zu schaffen, aber wir ließen uns Zeit und genossen die grandiose Aussicht, die sich entlang der Küste bot. Gerade bei etwas Wind bietet das Meer einen phantastischen Anblick und so machten wir immer wieder einen kurzen Zwischenstopp, um zu fotografieren, die frische Seeluft einzuatmen oder eines der malerischen Fischerdörfer zu bewundern. Am frühen Nachmittag waren wir dann in Portland.

 

Nachdem wir unser Hotel bezogen hatten, machten wir noch einen gemütlichen Bummel durch das lebhafte Hafenviertel von Portland und suchten uns dann am Abend ein nettes, kleines Restaurant wo es – was sonst – Fisch gab.

 

24. September 2010

Indian Summer

Indian Summer

Wir kehrten der Küste den Rücken und fuhren ins Landesinnere. Es ging durch den White Mountain National Forest bis nach Littleton. Auch diese Strecke ist gut in drei bis vier Stunden zu bewältigen, aber warum hetzen, schließlich hatten wir Urlaub. Genug Zeit und Muße, den grandiosen Anblick der bunt gefärbten Blätter und das einmalige Blau der Seen zu bestaunen. Eine besondere Sehenswürdigkeit in dieser Gegend waren die teilweise recht kuriosen, überdachten Holzbrücken, die wir des Öfteren überquerten.

 

Da im Nationalpark Autos nur mit Parkerlaubnis unbewacht abgestellt werden durften, besorgten wir uns für 5 Dollar einen Recreation Pass, der für mehrere Tage gültig war. Endlich in Littleton checkten wir in einem kleinen Hotel ein und gingen ausnahmsweise einmal ziemlich früh ins Bett.

 

25. September 2010

Herbstlandschaft

Herbstlandschaft

An diesem Tag hatten wir eine Wanderung durch The Flume Gorge geplant. Zuerst ging es an dicken Felsbrocken vorbei bis zum Bach. Schmale Holzstege, zum Glück mit Geländer gesichert, und zahllose Treppen und Stufen führten in die Klamm hinein. Bis zu zwanzig Meter hoch ragten die Felsen links und rechts von uns auf, und je mehr sich die Schlucht verengte, umso kühler und dunkler wurde es. Das Wasser kam uns tosend und schäumend entgegen, Gischt spritzte und die Bäume oben auf den Felsen überschatteten die Klamm, sodass teilweise kaum noch Sonne hindurchkam. Die kaskadenartigen Wasserfälle am Ende der Schlucht waren zwar nicht besonders groß, aber der Anblick war einfach überwältigend.

 

Wir legten eine ausgiebige Rast ein, dann ging es zurück zum Wagen. Auf der Weiterfahrt nach Bellows Falls hatten wir wieder Gelegenheit, die prächtig gefärbten Wälder zu genießen, deren kräftige Farben in der Sonne nur so leuchteten.

 

26. September 2010

Von Bellows Falls aus buchten wir eine 2-Tagestour mit „Adventure Trek USA“. Das Paket kostete $ 195,– und enthielt einen Tag wandern und einen Tag Kajak fahren. Mit im Preis inbegriffen waren auch die Übernachtung im Zelt, die Ausrüstung, Anfahrt, Essen und der Tourleiter. Es bedeutete zwar, dass wir beide mit 6, uns völlig fremden Personen, zusammengesteckt wurden, aber wie sich herausstellte, war es eine lustige Truppe, die da zusammen kam.

 

Als Erstes stand eine begleitete Wanderung auf einer der atemberaubendsten Strecken dieser Gegend auf dem Plan. Wir hatten diese Art des Wanderns gewählt, weil wir uns trotz unserer guten Vorbereitung in der Gegend nicht auskannten und uns nicht verlaufen wollten. Aber so wurden wir geführt und auch wieder sicher zum Campingplatz, der der Organisation gehört, zurück gebracht. Es ging durch die herbstlichen Wälder, und wir genossen nicht nur die fantastischen und einzigartigen Aussichten, sondern auch Begegnungen mit vielen Tieren.

Am Abend im Camp mussten alle helfen, das Abendessen zuzubereiten, dann saßen wir noch ein wenig zusammen, bevor wir uns in unsere Zelte verkrochen.

 

27. September 2010

Ideales Wetter zum Kanu fahren. Über uns strahlend blauer Himmel, und es war noch einmal schön warm. Als Erstes gab es ein Einführungs- und Sicherheitstraining. Wie besteige ich ein Kajak, wie komme ich wieder heraus, wie lege ich die Rettungsweste an und welche Paddeltechnik ist die richtige … all diese Fragen wurden beantwortet und wir mussten erst eine Weile üben, bis wir den richtigen Dreh heraushatten.

 

Plötzlich gab es einen lauten platsch und dann stand einer aus unserer Gruppe wie ein begossener Pudel vor uns. Beim Versuch, ins Kajak einzusteigen war er statt im Boot im Wasser gelandet. Zum Glück war ihm weiter nichts passiert und so endete die erste Schrecksekunde in lautem Gelächter. Obwohl er klatschnass geworden war, musste er bei diesem tollen Wetter wenigstens nicht frieren.

 

Dann konnte die Tour endlich starten, und wir bewunderten den Süden Vermonts einmal aus einer ganz anderen Perspektive. Es gab kaum Stromschnellen, das Wasser war relativ flach und ruhig, und so wurde diese Tour auch für uns Anfänger zu einem wunderbaren Vergnügen.

 

28. September 2010

Provincetown

Provincetown

 

Heutiges Ziel war East Sandwich auf Cape Cod. Einmal quer durchs Land bis an die Küste. East Sandwich liegt ziemlich weit vorne auf dieser zipfeligen Halbinsel, und die Küstenlandschaft, der wir entgegenfuhren, war wieder ein reizvoller Kontrast zu den Wäldern und Bergen, die wir hinter uns ließen.

 

 

 

 

Strand auf Cape Cod

Strand auf Cape Cod

Dreieinhalb Stunden waren wir unterwegs, wir kamen also noch recht früh am Tag in East Sandwich an. Für $125 pro Nacht hatten wir ein kleines Cottage im Spring Hill Motor Lodge reserviert, in dem wir uns auch recht wohlfühlten. Da wir schon mittags da waren, verbrachten wir einen sehr erholsamen Nachmittag am Strand. Zum Baden war uns das Wasser zwar zu kalt, aber wir gingen am Strand spazieren, saßen in der Sonne und ließen uns die frische Brise um die Nase wehen.

 

 

29. September 2010

Nächste Station auf unserer Route war New York. Immer schön an der Küste entlang fuhren wir Richtung Süden. Drei Stunden Fahrt, und wir waren in New Haven, Connecticut, Standort der weltberühmten Universität Yale und Geburtsstadt von Ex-Präsident George W. Bush. Die Zeit reichte leider nicht für eine ausführliche Stadtbesichtigung, aber wir gönnten uns ein ausgiebiges Mittagessen und nach zwei Stunden waren wir wieder auf der Straße Richtung New York. Dort kamen wir in der City im Hotel Alexander unter, ein für New Yorker Verhältnisse recht preisgünstiges Hotel. Das Hotel liegt in einer wohnähnlichen Gegend, also nicht ganz so hektisch, in der Umgebung gibt es zahlreiche Restaurants, sodass wir die Qual der Wahl hatten, als es ans Abendessen ging.

 

30. September 2010

vor dem Rockefeller Center

vor dem Rockefeller Center

Keine Lust auf Autofahren in New York, also liehen wir uns Fahrräder und tourten durch Manhattan. Bei herrlichem Wetter machte es so richtig Spaß, diese lebhafte Stadt zu erkunden. Eines der Highlights war natürlich das Rockefeller Center mit seiner Aussichtsplattform „Top of the Rock“. Hier in schwindelerregender Höhe des 70. Stockwerks reicht die phantastische Sicht kilometerweit über den Hudson River, den East River, Brooklyn Bridge und die Freiheitsstatue.

 

 

 

Auch am Abend hatten wir ein ganz besonderes Erlebnis. Eine „Bateaux Dinner Cruise“ – eine exklusive Bootsfahrt inklusive Abendessen auf dem Hudson River. Hervorragendes Essen, Musik und die Skyline von New York, die sich später am Abend in ihrem ganzen Lichterglanz zeigte – eine perfekte Kombination.

 

 

1. Oktober 2010

New York war wirklich toll, aber wir mussten weiter. Harrisburg, Pennsylvania war in gut drei Stunden erreicht und dort besuchten wir das National Civil War Museum. Nachdem wir uns ausführlich über den amerikanischen Bürgerkrieg und die bedeutende Rolle von Harrisburg für die Unionssoldaten informiert hatten, lag noch eine knappe Stunde Fahrt bis nach Gettysburg vor uns, wo wir in einem Bed & Breakfast übernachteten.

 

2. Oktober 2010

Genug von Kriegen und Schlachten, wir wollten wieder etwas fürs Gemüt haben. Nur 15 Autominuten von Gettysburg entfernt liegt das Hauser Estaty Winery inmitten sanfter Hügel und einer grandiosen Landschaft. Eine Besichtigung dieses weitläufigen Weinguts war absolut lohnenswert und wenigstens einer von uns konnte auch den einen oder anderen leckeren Wein verkosten.

 

Wir verbrachten einen insgesamt sehr entspannten und erholsamen Tag, am späten Nachmittag fuhren wir dann gemütlich in zwei Stunden weiter nach Washington D.C.

 

3. Oktober 2010

Washington DC, US Capitol

Washington DC, US Capitol

Das Hop-On Hop-Off Sightseeing System in Washington war eine feine Sache. Für knapp 30 Doller pro Person erstanden wir Tickets für eine Stadtrundfahrt. Reiseführer, die uns mit wirklich interessanten Informationen versorgten, waren mit an Board. Das Besondere war, dass wir an jeder der zahlreichen Stationen aussteigen konnten, uns nach Belieben dort aufhalten und dann einfach mit dem nächsten Bus weiterfahren konnten. So verpassten wir nichts von dieser aufregenden und interessanten Stadt.

 

Höhepunkte waren – neben vielen anderen – natürlich das Weiße Haus, das Washington Monument, die National Gallery of Art und das Lincoln Memorial. Der Tag verging wie im Flug und abends ging es dann schon ans Packen für die Heimreise.

 

4. Oktober 2010

Morgens brachten wir den Mietwagen zurück, und nachdem wir dort alle Formalitäten erledigt hatten, war es auch schon Zeit zum Flughafen zu fahren. Der Abschied fiel uns nicht leicht, aber wir nahmen jede Menge wunderschöner Erinnerungen mit nach Hause. Und den Indian Summer haben wir sicherlich nicht zum letzten Mal gesehen.

 

Doreen H.

21.Sept – 4.Okt 2010

 

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